Chronik
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Ein Teil des heutigen Gemeindegebietes von Draßburg war bereits in der frühen Jungsteinzeit (Neolithikum) besiedelt. Am Taborac befand sich eine ausgedehnte Siedlung, die von der ältesten Stufe desNeolithikums, der Vornotenkopfkeramik, bis in den Beginn der Römerzeit dicht bebaut war.
Von hier stammt das wichtigste Fundstück der Jungsteinzeit aus dem Bezirk Mattersburg,die sog. "Venus von Draßburg", eine der ältesten Frauendarstellungen Österreichs.Sie ist eine als Flachrelief am Hals einer kugeligen Tonflasche herausgearbeitete stilisierte Frauengestalt, der vermutlich kultische Bedeutung zukam.
Am Taborac wurde 1928 vom Burgenländischen Landesmuseum das gesamte übliche altneolithische Siedlungsinventar ausgegraben, wie zahlreiche Beile und Äxte aus Grünstein, Knochengeräte, Schmuck aus Tierzähnen oder Serpentin und vieles mehr.
Vom Taborac gibt es auch Bronzeobjekte und litzenverzierte Tongefäße, die in die ausgehende Früh- und beginnende Mittelbronzezeit datiert werden und namengebend für die sogenannte "Draßburger Kultur" sind.
Der wichtigste Fund der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur ist ein Bronzehortfund, der als Bronzegießerdepot zu bezeichnen ist.
Aus der jüngeren Eisenzeit, der keltischen Laténekultur, ist eine Siedlung nachgewiesen.
Vom einstigen Aufenthalt der Römer in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten zeugen mehrere Gefäße, Münzen und Tonscherben.
Im Jahre 1902 wurde auf den Gartenäckern nördlich des Ortes ein Silberschatz, bestehend aus einem Halsreif, einem Armring und zahlreichen granulierten Silberbommeln und Knöpfen, sowie einigen Karneolperlen, entdeckt. Die Schmuckstücke wurden um die Mitte des 10. Jahrhunderts im südrussischen Raum erzeugt und vermutlich im Jahre 1044, während der Ungarnkriege Heinrichs III.,versteckt und vergraben. Damals wurde auch die im 9. Jh. errichtete große Burg auf dem Taborac, von der heute nur noch Reste der Ringwallbefestigung zu sehen sind, niedergebrannt.
Die erste Erwähnung von Draßburg als "Dees" scheint in einer Urkunde des Jahres 1370 auf. Damals wurde vor dem Kapitel von Eisenburg ein Gütertausch vorgenommen, der schriftlich festgelegt wurde. Bereits 1401 findet man den Namen "Drawspurg".
Aus Schriftstücken der Jahre 1430 und 1451 ist ersichtlich, dass Draßburg damals auf zwei Grundherrschaften aufgeteilt war: auf die Grafschaft Forchtenstein, deren Besitzanteil in späteren Quellen als Obergut bezeichnet wird, und auf die Stadt Ödenburg, welche den später als Untergut bezeichneten Besitzanteil innehatte. Dieser wiederum ging nach längeren Besitzstreitigkeiten,bedingt durch die Wirren der Thronkämpfe nach 1526, der Türkenkriege von 1529 und 1532 sowie der aufkommenden Reformation, 1554 endgültig in den Besitz der Fam. Nádasdy, die den Draßburger Edelhof und dessen Zugehörungen ihrer Herrschaft Sárvár im Eisenburger Komitat anschloss. Die Kroatenansiedlung dürfte in Draßburg infolge der Türkenkriege zwischen 1533 und 1540 erfolgt sein. Bis gegen Ende des 16. Jhdt. war der deutsche Bevölkerungsanteil bereits völlig kroatisiert.In den Quellen des 17. und 18. Jahrhunderts wird der Ort als rein kroatisch bezeichnet. Trotz der laufenden Ansiedlung von Deutschen und Magyaren konnte sich hier das kroatische Volkstum bis in die heutige Zeit erhalten.
Nach der Hinrichtung von Graf Franz Nádasdy im Jahr 1671 wurde dessen riesige Gütermasse, darunter auch das Draßburger Untergut, vom Fiskus eingezogen. 1672 ging das Untergut im Tausch an die Fam. Zichy über. Karl Zichy verkaufte den Besitz 1715 an die Fam. Mesko, die das barocke Schloss mit Garten errichten ließ. Nach langwierigen Prozessen mussten die Meskos den Besitz im Jahr 1795 wieder an die Fam. Zichy abtreten.
Nach dem Tod des Grafen Nikolaus Zichy verkaufte dessen Sohn Alexander den Draßburger Besitz 1870 an den Siegendorfer Zuckerfabrikanten Konrad Patzenhofer. Während das Untergut stets unter ungarischer Verwaltung verblieb, kam das Obergut mit der Grafschaft Forchtenstein unter österreichische Verwaltung, wobei nun die kuriose Situation bestand, dass sich ein Teil des Ortes unter ungarischer, der andere unter (nieder-)österreichischer Verwaltung befand. In den Jahren 1621-1807 stand das Obergut aufgrund seiner dauernden Verpfändung nur in einem sehr losen Verhältnis zur Grafschaft Forchtenstein. Zusammen mit dieser wiederum kam auch das Draßburger Obergut 1622 in den Besitz der Esterházy. Nach mehrfach wechselnden Teilbesitzverhältnissen kam das Gut 1715 in die Hand der Fam. Mesko, die nun über die gesamte Ortschaft verfügte. Im Jahr 1807 wurde das Obergut von Fürst Esterházy wieder ausgelöst und verblieb bis zur Auflösung der Grundherrschaft 1848 bei der Herrschaft Forchtenstein. Das 1848 verfügte Wahlrecht zum Reichstag bewirkte die Aufteilung des Staatsgebietes in Wahlbezirke. Es entstand der Wahlbezirk Mattersburg mit 34 Gemeinden, darunter auch Draßburg.
Als im Herbst 1848 von Seiten des Wiener Hofes das militärische Vorgehen gegen Ungarn befohlen wurde, standen der Bevölkerung von Draßburg schwere Zeiten bevor, weil es an der Durchzugsstraße nach Ödenburg lag. Eine Kriegsfolge war auch der Ausbruch einer Choleraepidemie, der im Ortzahlreiche Personen zum Opfer fielen. Nach der Kapitulation der ungarischen Armee im Jahr 1849 wurde über Westungarn bis 1854 der Belagerungszustand verhängt, der eine ständige Militärpräsenz zur Folge hatte, wovon auch Draßburg als Quartiergeber betroffen war.
Im Jahr 1851 wurde Draßburg selbständige Pfarre und von Baumgarten losgelöst. 1851 wurde die Durchführung der Grundentlastung verfügt - die ehemaligen Untertanen erhielten das volle Eigentumsrecht über die von ihnen bisher genutzten Urbarialgründe. Da über die Wald- und Weideverteilung zwischen dem Fürsten Esterházy, den Grafen Zichy und der Urbarialgemeinde kein Einvernehmen erzielt wurde, wurde die gemeinsame Verwaltung vorgeschrieben und Wald und Weide im Gemeinschaftseigentum belassen. Ab 1879 wurden die sogenannten Urbarialgemeinden ins Leben gerufen, die noch heute als Obergut, Untergut und Weide-Urbarialgemeinde bestehen. Im Jahr 1871 entstand die Kleingemeinde Draßburg mit eigenem Vertretungskörper, der Gemeinderepräsentanz und eigenem Gemeindevorstand. Einen Anschluss an den internationalen Verkehr erhielt der Ort durch den Bau der Eisenbahnlinie Ödenburg-Ebenfurth (1872-79).
Seit 1898 durfte die Gemeinde nur mehr den vom Innenministerium in der Staatssprache festgelegten amtlichen Namen "Darufalva" führen. Nachdem seit den fünfziger Jahren die Brände eine Geißel des Ortes geblieben waren, wurde 1887 der Freiwillige Feuerwehrverein gegründet.
Im Sommer 1914 erfolgte die Kriegserklärung und damit die Einziehung von Draßburger Männern zum Kriegsdienst. Bis zum Herbst 1918 waren 22 Gefallene zu beklagen. Mit dem Kriegsende zerfiel die österreichisch-ungarische Monarchie, gleichzeitig wurde die Frage der künftigen staatlichen Zugehörigkeit unseres Raumes aufgeworfen. Nach einer Volksabstimmung und der kurzen Phase einer Räterepublik wurde Draßburg, wie der größte Teil Deutschwestungarns auch, der Republik Österreich 1921 angeschlossen. In der Zwischenkriegszeit war die heimische Bevölkerung von Arbeitslosigkeit, wirtschaftlicher Not und politischen Unruhen betroffen.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs begannen abermals schwere Zeiten. Gegen Kriegsende mussten die Draßburger 40 Mann zum Volkssturm abstellen. Beim Einmarsch russischer Kampfverbände erhielt der Ort einige Artillerietreffer; es folgten die üblichen Gewalttaten, wobei das Schloss einen besonderen Anziehungspunkt bildete. Es wurde völlig ausgeplündert, dabei standen gewisse Kreise der einheimischen Bevölkerung den Russen wenig nach.
Die Kriegsgefangenen kehrten erst nach langen Jahren wieder in ihre Heimat zurück; sie fehlten der dörflichen Wirtschaft in den ersten Aufbaujahren nach dem Krieg. In diesen schweren Zeiten stand die Ernährungsfrage im Mittelpunkt der Bemühungen der neu eingesetzten Gemeindeverwaltung, hierzu wurden Hausfettsammlungen, Verteilungen der Brotfrucht, Milch sowie Fleischvorräte organisiert.
Während der folgenden Jahre wanderten einige Bewohner nach Südafrika (Pretoria) aus, wo sie im Baugewerbe Beschäftigung fanden.
In den 50-er Jahren wurde von der Gemeinde allmählich der Aufbau der Infrastruktur vorgenommen, die das Fundament der Gemeindeentwicklung darstellt.
Die Schwerpunkte erstreckten sich, ähnlich der anderen Gemeinden, im Ausbau der Gemeindestraßen und -wege sowie der Errichtung neuer Straßen, in der Kanalisation und der Elektrifizierung des Ortes. Es erfolgte ein Neubau der Schule, des Kindergartens und des Feuerwehrhauses; außerdem erhielt die Gemeinde eine eigene Zahnarztordination. Der Wohnbedarf wurde durch zusätzliche Bauplätze und die Errichtung einer Wohnhausanlage gedeckt. Die alte Volksschule wurde zu einem zeitgemäßen Gemeindehaus umgebaut.
Der große Einsatz und die erbrachten Leistungen der Gemeinde Draßburg wurden am 12. September 1998 mit der Verleihung eines eigenen Wappens feierlich gewürdigt.